UNIXwork

Einfacher Proxy mit netcat

04. Dezember 2017

Vor langer Zeit wurde es gefordert und hier ist es: eine Anleitung inklusive Erklärung wie man mit netcat einen Proxy für eine TCP-Verbindung baut, der bei Bedarf auch den Traffic anzeigt oder speichert.

Zunächst einmal benötigt man einen Server zu dem der Client sich normalerweise direkt verbinden würde. Wer live mittesten will, kann sich mit netcat einen basteln:

nc -l -p 1220

Nun wollen wir aber einen Proxy. Hierfür lauschen wir mit einem weiteren netcat-Prozess auf einem anderen Port. Der Client soll sich dann mit dem Proxy verbinden, und der Proxy soll den Traffic an den Server (Port 1220) senden. Bevor wir zur kompletten Lösung für bidirektionale Traffic-Weiterleitung kommen, hier erstmal der einfache Fall nur für eine Richtung.

nc -l -o 1221 | nc localhost 1220

Mit einer einfachen Pipe wird die Ausgabe des Proxies, also die Daten, die der Client sendet, zu dem Server gesendet. Alles was der Server sendet, wird jedoch vom netcat-Prozess, der den Proxy mit dem Server verbindet (nc localhost 1220), auf stdout ausgegeben. Was also fehlt ist, dass die Ausgabe dieses Prozesses als Eingabe für den Proxy dient. Und dafür benutzen wir eine Named Pipe (FIFO).

Eine normale Pipe besteht nur aus zwei Filedeskriptoren und kann daher nur an Kindprozesse weitergegeben werden. Eine FIFO hingegen wird im Dateisystem abgebildet und jeder Prozess kann auf diese zugreifen. Erstellen können wir eine FIFO mit dem Befehl mkfifo.

mkfifo fifo

Dann erweitern wir den Befehl für den Proxy noch so, dass der Proxy-Prozess seine Eingabe aus der FIFO bezieht und der zweite netcat-Prozess seine Ausgabe in die FIFO schreibt.

nc -l -o 1221 < fifo | nc localhost 1220 > fifo

Jetzt wird der ganze Traffic in beide Richtungen weitergereicht, wir wollen ihn jedoch noch im Terminal anzeigen lassen oder loggen. Hierfür verwenden wir das Tool tee, welches seine Eingabe auf stdout ausgibt und sie zusätzlich noch in eine Datei schreibt. Damit können wir jetzt z.B. den Traffic in zwei separaten Dateien loggen:

nc -l -p 1221 < fifo | tee client.log | nc localhost 1220 | tee server.log > fifo

Den Traffic im Terminal anzeigen kann man, in dem man /dev/tty zur Hilfe nimmt. Dieses ist ein spezielles Device, was für das Terminal des aktuellen Prozesses steht. Daten, die wir in /dev/tty reinschreiben, werden im Terminal ausgegeben.

nc -l -p 1221 < fifo | tee /dev/tty | nc localhost 1220 | tee fifo

Eine weitere Möglichkeit ist, den Traffic in eine weitere FIFO zu schreiben. Aus dieser kann man in einem anderen Terminal dann mit cat oder einem anderen Programm den Traffic live mitlesen.

mkfifo traffic
nc -l -p 1221 < fifo | tee traffic | nc localhost 1220 | tee traffic > fifo

Beachten muss man dabei jedoch, dass man erst aus der traffic-FIFO liest, bevor Daten übertragen werden, da das Öffnen einer FIFO blockiert, bis das andere Ende geöffnet wird. Solange also die traffic-FIFO nicht geöffnet wird, blockieren die tee-Prozesse, was das ganze Konstrukt aufhält.

Autor: Olaf | 2 Kommentare | Tags: network, shell

Kommentare

UniversE
05. Dezember 2017 18:25

Drei Jahre und einen Monat Reaktionszeit. Das sind ja Zustände wie bei Oracle hier.

Olaf
05. Dezember 2017 18:28

Wenn das hier wie bei Oracle ist, dann bereite dich schon mal auf eine saftige Rechnung vor :-)

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